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Prezi

Präsentation und Diskussion der Studie Bottom-Up Geschichten nachhaltigkeitsorientierter partizipativer Forschung. Prezi Präsentation, Stella Veciana und Claudia Neubauer. Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VDW, Berlin.

 

 

 

 

 

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Input „Anmerkungen zum Arbeitspapier: Wie partizipativ kann partizipative Forschung sein?“ von Dr. Carolin Schröder (Foto: Stella Veciana).

 

 

 

 

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Informelle Diskussionen der Teilnehmer/innen am Ende der Veranstaltung (Foto: Stella Veciana).

 

 

 

 

»Bottom-Up Geschichten nachhaltigkeitsorientierter partizipativer Forschung« Stella Veciana und Claudia Neubauer.

Nach knapp zwei Jahren Recherchen, haben im Oktober 2014 die Autorinnen Dr. Claudia Neubauer und Dr. Stella Veciana in Zusammenarbeit mit dem Projekt und der Plattform Forschungswende eine vorläufige Fassung der Studie „Bottom-Up Geschichten der Zusammenarbeit nachhaltigkeitsorientierter Wissenschaft mit Zivilgesellschaft“, fertig gestellt. Das vorläufige Arbeitspapier gibt Einblick in ausgewählte deutsche und europäische Projekte, die Wissenschaft mit und für die Gesellschaft gestalten. Es werden drei Thesen zur partizipativen Forschung für Nachhaltigkeit und Gemeinwohl aufgestellt. Im ersten Teil der Arbeit wird die partizipative Forschung in Deutschland eingeführt und im zweiten Teil ein Blick auf die europäischen Forschungsprogramme geworfen. Im dritten und vierten Teil wird exemplarisch auf zwei Projekte eingegangen: Ein Beispiel kommt aus Deutschland: KEBAP – Kultur Energie Bunker Altona Projekt e.V.. Ein weiteres Beispiel kommt aus Frankreich: Partizipative Pflanzenzüchtung und das Netzwerk Bäuerliches Saatgut.

Beide Projekte werden auf ihren jeweiligen Kontext, die Problemstellung, die Schlüsselakteure und Netzwerke, die gesellschaftliche Wirkung, die wissenschaftlich-zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit und den Partizipationsansatz diskutiert. Dabei geht es den Autorinnen nicht nur um den partizipativen Ansatz der Forschung, sondern auch um die Ausrichtung der gemeinsam durchgeführten Forschung im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. „Nicht jede partizipative Forschung fördert gleichzeitig oder automatisch auch Nachhaltigkeit oder das Gemeinwohl. Zugleich verdeutlichen die aufgeführten Beispiele auch die Schwierigkeiten, die alle aktiven Mitgestalter dieser Shared Spaces erfahren.“ Neben dem Einblick in Hürden und Möglichkeiten der einzelnen Projekte, sammelt das Arbeitspapier Empfehlungen für die Entwicklung von Schnittstellen zwischen Forschung und Gemeinwohl, um die Forschungs-politik hin zu robusteren Lösungen für die Transformation auszurichten.

Am 1. Dezember 2014 fand in der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler ein partizipatives Resonanz-Fachgespräch zum Arbeitspapier statt. Zu dem Teilnehmer/innen gehörten Mitglieder der Good Practice Arbeitsgruppe der Plattform Forschungswende, Interviewpartner/innen und weitere Expert/innen, die direkt oder indirekt zur Studie beigetragen hatten. Insgesamt trugen über zwanzig Vertreter/innen aus den unterschiedlichsten Bereichen, Disziplinen und Interessensfeldern wie aus Umwelt, Energie und Gesundheit, aus der Organisationsentwicklung, dem Wissenschaftsjournalismus, der Ökodorfbewegung als auch aus der transdisziplinären Nachhaltigkeits-Wissenschaft und der EU-Forschungspolitik trugen dazu bei das Arbeitspapier weiterzuentwickeln und zu ergänzen. Dazu gehörten unter anderen Hannes Bever (netzwerk n), Dr. Thomas Bruhn (IASS), Martina Eick (UBA), Dr. Götz Harald Frommholz (dpart), Prof. Dr. Eberhardt Göpel (HoGe e. V.), Björn Huwe (Universität Potsdam), Kariin Ottmar (GEN Europe), Mario Parade (fabLab machBar, Wissenschaftsladen Potsdam e.V.), Lisa Pettibone (GEWISS, Museum für Naturkunde), Dr. Arnold Sauter (TAB, Deutscher Bundestag) und Dr. Gerd Stadermann (IÖW Fellow). Die Absicht der Autorinnen war es mit einem solchen partizipativen Prozess die inhaltliche Reflektion durch eine praktische Erfahrung zu bereichern.

Nachdem die Autorinnen einen Überblick über die Inhalte der Studie mittels einer dynamischen Prezi-Präsentation gaben, präsentierte Dr. Carolin Schröder (Bereichsleiterin Partizipation, TU Berlin) ihren Beitrag „Anmerkungen zum Arbeitspapier: Wie partizipativ kann eine partizipative Forschung sein?“, in dem sie einerseits direkt auf das Arbeitspapier einging und andererseits einen Bezug zu Fragen, die die Partizipative Forschung transversal durchziehen, wie z.B. Partizipationsprozesse und Rollen der einzelnen Akteure, herstellte. In der Diskussionsrunde wurden verschiedene Ansätze, Konzepte und Erfahrungen kritisch aufgeworfen, so unter anderem: die Reintegration durch Partizipation, die Ökonomie der partizipativen Forschung, die kritische Betrachtung der ZGO selbst, die Beziehungen zwischen technischen und sozialen Innovationen und die Akzeptanzbeschaffung gegenüber neuen Technologien. Während des Nachmittags stellten weitere eingeladene Referenten folgende Projekte vor:

  • „Save our seeds„:  Benedikt Haerlin (ZS-L) sprach verschiedene grundlegende Probleme in der Gestaltung von Landwirtschaft an, zum Beispiel Forschung für industrialisierte Landwirtschaft versus Forschung für Suffizienz-Landwirtschaft; die äußerst problematische Nutzung von Bottom-Up Ideologie in was Top-Down Prozesse sein sollten; die Frage nach einen Open-Source Konzept für Saatgut; die Herausforderungen, die die partizipative Pflanzenzüchtung an die klassische Agrarforschung stellt; und die Grundeinstellung zu Netzwerken zu erweitern, von menschlichen über pflanzliche, tierische, usw.
  • „Kultur Energie Bunker Altona Projekt: Erfahrungen aus der Praxis„: Heike Breitenfeld (KEBAP) und Angela Pohlmann (Universität Hamburg) stellten noch einmal das Projekt KEBAP aus eigenem Erleben vor. Ihre Überlegungen gingen in verschiedene Richtungen: möglichst viele Synergieeffekte zu erzielen, das Projekt KEBAP in eine lokale Ökonomie einzubinden; dass politisches Engagement und glaubwürdige Forschung durchaus zusammen gehen können; nicht wissenschaftlich standarisiertes Wissen benötigt heute institutionalisiertes Kapital, um anerkannt zu werden.
  • „Wieder- und Weiterverwendung - partizipative Forschungsprojekte„: Frank Becker (KUBUS, TU Berlin) ging auf die innovative Kraft lokaler Projekte ein, die durch entsprechendes Up-skaling Wirkung auf makro-ökonomischer Ebene erzielen könnten (u.a. die Wiedernutzung von Computern, urbane Landwirtschaft, nicht monetäre Austauschprojekte, Restholzverarbeitung und Weitererhaltungsnetzwerke).
  • „Partizipative Gesundheitsforschung„: Dr. Birgit Behrisch (IMEW) sprach von der Schwierigkeit und Bedeutung Vertrauen aufzubauen, gemeinsame Lernprozesse zu unterstützen und ein Forschungsprojekt zu entwickeln; von der Benachteiligung bestimmter sozialer Forschungsthemen, die durch alle Forschungsförderungsraster fallen, da sie an der Grenze zwischen den Bereichen der Sozial und Gesundheitsforschung angesiedelt sind.

Diese Projektvorstellungen führten zu einer weiteren angeregten Diskussion, bei der jede/r Teilnehmer/in eingeladen war, ein konkretes Feedback zu geben. Zur Sprache kamen: Vertrauen, Sinn und Wechselseitigkeit in Prozessen der partizipativen Forschung; Beziehung zum Alltagsleben der Menschen; intermediäre Vermittlungsstrukturen für eine Kontinuität des Austausches; Beziehung von Forschung und Wissensproduktion; inwiefern die Dualität zwischen praktizieren und analysieren aufgehoben und/oder erhalten werden muss. Es wurden auch neue Begrifflichkeiten vorgeschlagen, die die etablierten in Frage stellen, wie z.B. das Konzept der „Exzellenz“ durch „Brillanz“ zu ersetzen (in dem Sinne, dass ein Brillant transparent und reflexiv ist und viele Flächen hat, die für die unterschiedlichen Disziplinen stehen) oder Begriffe wie das des „Prismas“ vom UBA aufzunehmen. Ferner sollte der Terminus der Moderne durch den der Neuheitsideologie hinterfragt werden. Allgemein wurde von fast allen Teilnehmern/innen die Wichtigkeit von Orten der Begegnung und Austausches (shared spaces) betont. 

Martina Eick betonte in ihrem Input zum „Fazit: Governance und nachhaltigkeitsorientierte partizipative Forschung“ die Schwierigkeiten und fehlenden Spielräume bei der Förderung partizipativer Forschung und die Notwendigkeit der Unterstützung von mehr Orten des Austausches, u.a. um an der entsprechenden Umgestaltung des Förderdesigns gemeinsam zu arbeiten. Abschließend wurde über die Empfehlungen der Studie diskutiert. Die Diskussion zu den Empfehlungen warf noch weitere Fragen auf, unter anderem: Wie viel Förderung brauchen „radikale Nischeninnovationen“? Wie kann die heute existierende Spannung zwischen Projektförderung, Langfristigkeit und prekären Arbeitsverhältnissen aufgelöst werden? Was für Wissensmanagement brauchen wir für eine zukunftsfähige partizipative Forschung?

Insgesamt betrachtet ergab, die durch das Umweltbindesamt UBA ermöglichte Diskussionsveranstaltung, eine substanzielle Unterfütterung der Studie sowohl auf der theoretischen Ebene was die partizipative Forschung leisten kann, als auch auf der Ebene des Realitätschecks durch die vielen eingebrachten Beispiele und Erfahrungen der Teilnehmer/innen. Dies wird für die Fertigstellung der Studie aufgenommen, die voraussichtlich im April 2015 publiziert werden wird. Wünschenswert wäre es, Resonanz-Fachgespräche zu nachhaltigkeitsorientierter Studien würden grundsätzlich mitfinanziert und dadurch als ein Standard partizipativer Forschung anerkannt.

Zum Arbeitspapier: Bottom-Up Geschichten nachhaltigkeitsorientierter partizipativer Forschung

Zum Programm: Einladung 1. Dez. zur Präsentation und Diskussion des Arbeitspapiers „Bottom-Up Geschichten nachhaltigkeitsorientierter partizipativer Forschung


Claudia Neubauer

Dr. Claudia Neubauer - holds a PhD in Human Genetics and has a Masters in Science journalism. She co-founded and was many years director of the Fondation Sciences Citoyennes (Foundation Citizens Sciences), a French non-profit organization dedicated to the democratization of science and technology. Since 2014 Claudia Neubauer works as a program manager in the Swiss Foundation Charles Léopold Mayer Fondation pour le de l'homme progrès.
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stella veciana

Dr. Stella Veciana - Studies in experimental arts (Universität der Künste, Berlin) and computer arts (School of Visual Arts, New York). Doctorate on the intersection of art, science, technology and society (Faculty of Fine Arts, UB). She is the founder of the Research Arts platform dedicated to transdisciplinary and participatory artistic research for sustainability. Her artistic work has been exhibited internationally in museums, galleries, art centers and festivals as well as in foundations, NGOs, universities, research centers and congresses (Akademie der Künste Berlin, Kunsthalle Nürnberg, Hangar Barcelona, ??UNESCO, Heinrich-Böll Foundation, Bread for the world, ZEF Development Research Center, Degrowth Conference, KIBLIX Festival, etc.). She has extensive university teaching experience (Faculty of Fine Arts Barcelona, ??Leuphana Universität Lüneburg, Technische Universität Berlin, Universidad Politécnica Valencia, University of Saskatchewan Canada, etc.). Collaborator and researcher in inter/national projects (Forschungswende, Soft Control, PIPES, Living in sustainable villages, etc.). Manager of national and European projects (ICN). Development of higher education learning processes in "real world laboratories" for sustainability (between ecovillages and Leuphana Universität). Member of the Federation of German Scientists VDW. more

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